Stunde der Finsternis.
Oder, wie ich es nenne, 'The Last Jedi' der ersten Staffel.
...okay, das ist etwas fies, Stunde der Finsternis ist ein Meisterwerk im Vergleich zu The Last Jedi, aber ich hoffe ich werdet bald verstehen worauf ich hinauswill.
Ich persönlich finde, dass man das Buch so gut wie kein Anderes in zwei Teile teilen kann. Der erste Teil, der bis ca. Seite 240 geht, ist unfassbar gut. Für ein Kind sicher verstöhrend (und what were you expecting, of course this book is part three der 'wtf, wieso ist dieses Buch laut Beltz ab 10??' Reihe), aber unfassbar gut und climatic.
Von Anfang an wird eine tolle, düstere Stimmung aufgebaut - selbst der an sich thriumphale Moment, als Feuerstern seine neun Leben bekommt, wird mit einer so dunklen Note beendet wie es sich am Ende durch das ganze Buch zieht.
Das liegt vor allem an Tigerstern. Was ein genialer Charakter, was ein genialer Bösewicht. Er hat so eine Präsenz über das ganze Buch hinweg, wie er scheinbar mühelos Leopardenstern von seinem Plan überzeugt und selbst Szenen, die im Nachhinein erzählt werden (z.B. wie er Ginsterpfote umbringt um den WindClan zu demonstrieren, was ihnen blüht wenn sie sich nicht dem TigerClan anschließen), jagen einem einen kalten Schauer über den Rücken. Alles wird vorbereitet, um einen letzten Showdown zwischen Feuerstern und Tigerstern aufzubauen, und der hält alles was er verspricht, ist episch und emotional und blutig und... haha, wen verarsche ich hier eigentlich.
Aber noch um eine Sache zu Tigerstern zu sagen, ich liebe es wie straight up angesprochen wird was für ein Hypocrite er ist. Da er faschistische Züge annimmt und alle HalbClan-Katzen als automatisch schlechtere Krieger darstellt, ist es so nice wie selbst das Buch anmerkt dass der Typ nicht das lebt, was er predigt, da er selbst HalbClan-Katzen als Jungen hat. Eine der besseren Dinge, die das Buch zum Punkt Faschismus zu sagen hat.
Okay, noch ein letzter Punkt: der wahre Höhepunkt des Buches ist imo die Szene rund um den Knochenberg und die Rettung von Nebelfuß, Federpfote und Sturmpfote. Nicht nur ist der Teil sogar länger als der letztendliche Kampf, er ist so schön dramatisch und düster und once again, einfach so kaltblütig. Es war großartig, zu lesen. Ruhe im Frieden, Steinfell.
Abseits noch ein paar Punkte, die ich geliebt habe: alles rund um Brombeerpfote und Bernsteinpfote war compelling und interessant (auch wenn man imo mehr hätte darstellen können, dass Bernsteinpfote auch Probleme mit dem Umgang des Clanes hat - like, es wurde sich immer auf Brombeerpfote konzentriert und plötzlich heißt es 'oh nein, sie leidet actually auch, sogar so sehr dass sie den Clan verlässt!'. Aber ich kann damit leben). Lichtherz' Kriegerzeremonie war so schön, ich liebe es welchen Weg sie da mit ihr gegangen sind und generell, dass sie doch noch als Krieger kämpfen kann ist toll. Und die Neun Leben-Zeremonie ist richtig cool, ich müsste mehr solcher Szenen nachlesen, die sind cool.
Soo, dann mal zu dem großen Problem, was ich mit dem Buch habe - der BlutClan.
Beziehungsweise, nicht der BlutClan an sich, sondern vielmehr wie sie aus dem Nichts erscheinen und plötzlich denken, sie sind die großen, neuen Antagonisten des Buches. Und da kommt auch der The Last Jedi-Vergleich zu tragen.
Nicht nur die ganze Reihe, sondern auch die ersten 240 Seiten des Buches setzen ein klares Ziel: der TigerClan ist eine Gefahr, er bringt Katzen um für Dinge für die sie nichts können, Tigerstern wird nicht ruhen bis der ganze Wald ihm gehört. Und... joah. Dann wird hundert Seiten vor Schluss ne neue Gruppe introduced und die bringen den Antagonisten mal nebenbei um.
Damit habe ich mehrere Probleme.
1. Der BlutClan kommt aus dem Nichts. Ich hatte ja meine Hoffnungen, dass die Hunters cleverer waren und sie durch die Streuner in z.B. Geheimnis des Waldes schon introduced hat, aber nein. Im Buch reden der noch damalige Dornenpfote und Feuerstern darüber, dass die Streuner, mit denen sich Tigerstern verbündet hat, mittlerweile Teil des SchattenClans geworden sind und nach ihnen riechen und er sie vorher nicht kannte. Die kommen wirklich aus dem Nichts. Das ist auch so schade, den man lernt keine Katze des BlutClanes wirklich kennen - ein Kampf zwischen TigerClan und LöwenClan wäre so interessant gewesen, weil man Katzen beider Seiten kennt. Aber nein, in dem Kampf werden außer Knochen, Geißel und Dunkelstreif nur gesichtslose Minions erwähnt. Aber wenn es nur der Punkt gewesen wäre, hätte ich es verkraften können.
2. ...alles um Tigersterns Tod.
Die Hunters haben wirklich vergessen, dass sie schon etabliert haben dass der SternenClan sich manchmal denkt 'you know what, f*ck you' und keine Leben vergibt, huh.
Also eines gebe ich ihnen, es war ein schockierendes Ereignis, welches sich in mein Kinderbrain eingebrannt hat. Aber es war auch so unendlich cheap, nicht nur vom Schockmoment her, sondern auch von der Art und Weise wie das Ganze geschrieben wurde. Und das wirft auch so viele Fragen auf im Bezug auf den SternenClan und wie das mit den Leben funktioniert. Apparently, wenn man eine Katze stark genug verletzt, verliert sie alle ihre Leben auf einmal... aber aus irgendeinem Grund passiert das nur in diesem Fall. Feuerstern wird von einem Baum zerquetscht, von einer Fuchsfalle getötet, setzt sich über eine längere Zeitperiode einem schlimmen Fall von Grünem Husten aus und verliert einen Kampf gegen einen Fuchs, aber all das scheint ok zu sein, der SternenClan kann das reparieren. Aber oh nein, einmal eine schlimme Bauchwunde und plötzlich kann der SternenClan nichts mehr tun für einen!
...wie gesagt, mein Problem damit ist einfach die Tatsache, wie billig das Ganze ist. Man wollte Tigerstern nicht als Mainvillain haben, aber anstatt den logischen Weg zu gehen '...er ist eine der bösesten Katzen aller vier Clans, hat so viele Katzen auf dem Gewissen, wollte unendlich viele mehr töten um Anführer zu werden und nutzt den SchattenClan aus, um an die Macht zu kommen, natürlich kriegt der keine neun Leben, seid ihr bescheuert?' wird sich irgendwas aus dem Arsch gezogen, damit er schnell aus dem Weg geschaffen ist. Und abgesehen von diesem Fall verliert kein Anführer meines Wissens nach mehr als ein Leben auf einmal, also wie gesagt. Es ist einfach nur billiger Schockvalue und sonst nichts.
3. Vielleicht ist das eine unpopular opinion, but... Storystrukturen haben einen Sinn, y'all. Bloß, weil man sie in einem großen Plottwist bricht, heißt das nicht, dass es gut ist, es ist einfach nur unsatisfying.
Und das Ende des Buches ist imo die Definition von unsatisfying. Wie gesagt, von Buch 1 an wird daraufhin gearbeitet, dass sich Feuerstern und Tigerstern im Kampf begegnen werden, es wird geteased dass das das Finale der Staffel sein wird, man will sehen wie Feuerstern über Tigerstern triumphiert... und dann wird Tigerstern einfach kurz abgearbeitet und aus dem Weg geräumt, damit Geißel plötzlich der große Antagonist sein kann.
Wie gesagt, ich hoffe jetzt macht der The Last Jedi-Vergleich Sinn.
Wenn Geißel wenigstens so ne Katze gewesen wäre, die schon länger dagewesen und eine Präsenz gehabt hätte, hätte das ja auch Sinn gemacht. Aber... nein. Er taucht auf, denkt sich, er ist genauso gefährlich und terrifying wie Tigerstern, nur um dann zu sterben weil Feuerstern so tut als würde er sich ergeben.
Guess what, Geißel: du würdest nicht mal auf Tigersterns Level kommen, wenn du den halben DonnerClan abgemetzel hättest. Du warst niemals mehr als ein Schatten von Tigerstern, der sich auch charakterlich nicht unterscheidet. Aber doch willst du so tun, als wärst du ein guter Ersatz? Wenn ich nicht lache!
Ja, und es war vor allem diese Umstände, die dafür gesorgt haben dass das Buch mit auf den letzten hundert Seiten verloren hat. Ich habe mich versucht, darauf einzulassen, ich sehe dass es durchaus gut Stimmung aufgebaut hat, aber jedes Mal wurde ich durch ein '...gott, stellt euch vor wie satisfying das gewesen wäre wenn das der TigerClan wäre' wieder herausgerissen. Der niceste Moment war Dunkelstreifs Tod, weil man ihn länger gekannt hat als fünfzig Seiten, er auch Präsenz hatte und es einfach schön war, zu sehen wie er bekommt, was er verdient. Aber abgesehen davon... ja. Es hätte so cool sein können, aber durch einen cheapen Plottwist wurde es stark gesoured.
Und, weil ich das schon vorher angesprochen habe, mich nervt unendlich wie ungestraft einige Katzen des TigerClans davongekommen sind, insbesondere Leopardenstern und Schwarzstern. Leopardenstern war ein Feigling ohne Rückgrat, der nicht mal ihren Stellvertreter verteidigen konnte, und Schwarzstern ist sowieso ein grausamer Arsch der ohne darüber nachzudenken zwei Tyrannen gedient, Katzen links und rechts getötet und so gut wie keine Skrupel hat. Aber neein, ein Kampf gegen den BlutClan später und schon wird so getan, als wäre nichts passiert. Once again, bei Nachtstern wird so ein Fass aufgemacht dass er ja Anführer war, während Braunschweif noch lebte, also kann er gar nicht alle Leben bekommen, aber Schwarzstern ist okay? Hah, so viel zu gute Message bezüglich Faschismus.
So beende ich die erste Staffel. Es hat etwas unter dem Ende zu leiden, aber sonst war es noch so eine einfache Geschichte ohne großartige Fähigkeiten, sondern über das Überleben, Macht und Ehrgeiz, its awesome. Ich hatte auf jeden Fall Spaß mit den Büchern... und ich freue mich sehr, in die zweite Staffel reinzusehen und zu sehen, ob es mithalten kann.